Rheinzabern ist ein archäologischer Fundplatz von europaweiter Relevanz – das zeigt auch eine Einladung des renommierten Museums „Narbo Via“ in Narbonne (Südfrankreich).
Dort war Museumsleiterin Barbara Thomas am 9. April 2025 zu Gast, um bei einer Deutsch-Französischen Konferenz das Rheinzaberner Museum und die Ergebnisse der Ausgrabungen in Rheinzabern vorzustellen. Eingeladen hatte das südfranzösische Museum gemeinsam mit der Organisation der „Quinzaine franco-allemande d’Occitanie“, die unter anderem von den deutschen und französischen Botschaften sowie vom französischen Kulturministerium unterstützt wird. Ebenfalls zu Gast waren die Archäologen Clauss Hattler vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe und Manuel Flecker von der Universität Mainz, koordiniert wurde alles von William Brocq vom Narbo Via aus Narbonne.
Teil des Austauschs war neben der gut besuchten öffentlichen Konferenz eine gemeinsame Besichtigung von verschiedenen archäologischen Einrichtungen vor Ort durch die Experten. Das beeindruckende Museum Narbo Via war mit seinem von Norman Foster geplanten Gebäude und den modern konzipierten 3200 m² Ausstellungsfläche ein Highlight. Dabei sind die Themen, die in Narbonne diskutiert werden, für Rheinzaberner durchaus vertraut: In der Stadt, die 118 v. Chr. als erste römische Colonia außerhalb Italiens gegründet wurde, folgt einem die Archäologie auf Schritt und Tritt. Alle Baumaßnahmen müssen stets archäologisch begleitet werden.
Als Beispiel sei hier zunächst der Clos de la Lombarde genannt: Wo in den 1970er Jahren ein Verwaltungsgebäude errichtet werden sollte, traten beeindruckende Reste reicher römischer Wohnhäuser und einer frühchristlichen Kirche zu Tage. Das Areal wird heute von einem ehrenamtlich betriebenen Verein betreut, der die Vermittlung der Archäologie vor Ort und deren Erhalt zum Ziel hat. Die Häuser enden natürlich nicht an der modernen Grundstücksgrenze, sondern erstrecken sich noch weit unter den benachbarten Friedhof.
Ähnlich beeindruckend ist die Außenstellen „L’Horreum“ des Museums Narbo Via: Die unterirdische Anlage war in römischer Zeit Lagerhaus, im Mittelalter und in der frühen Neuzeit teils zugeschüttet, verbaut oder als private Kellererweiterung verwendet. Neuzeitliche Fundamente blockieren die antiken Raumzusammenhänge und machen eine Besichtigung zum abenteuerlichen Gang durchs Labyrinth.



Als römische Hauptstadt der Provinz Gallia Narbonnensis hatte Narbo Martius freilich eine von reich verzierten Steinbauten geprägte Architektur, und Baumaßnahmen in der mittelalterlichen und modernen Kleinstadt förderten seit Jahrhunderten viele dieser ornamentierten Blöcke zutage. Diese Blöcke wurden in den mittelalterlichen und Neuzeitlichen Befestigungsanlagen weiter verwendet und beim Abtragen dieser Befestigungen im 19. Jahrhundert eingelagert. Es verwundert nicht, dass das Museum Narbo Via heute die größte Sammlung römischer Steindenkmäler außerhalb Italiens besitzt.

Ebenso spannend war die Besichtigung und der Austausch mit dem zuständigen Archäologen Michel Perron d’Arc im benachbarten Sallèles-d’Aude, wo im Museum „Amphoralis“ die Ausgrabung eines großen Töpfereibetriebs für Baukeramik und vor allem für Wein-Amphoren erhalten ist. Zahlreiche Töpferöfen zeugen von der groß angelegten Keramikproduktion vor Ort.
Diskutiert wurden dort die Herausforderungen des Erhalts eines solchen Bodendenkmals sowie die bautechnischen Details der antiken Töpferöfen. Dabei kam die Sprache immer wieder auf die Öfen und die Arbeitsorganisation der antiken Töpfereien von Rheinzabern. So wurde in Sallèles d’Aude beispielsweise ein Arbeitsbereich freigelegt, an dem zehn Töpferscheiben nebeneinander nachgewiesen werden konnten – eine schöne Parallele zur seriellen Produktion der Terra Sigillata in Rheinzabern, wo David Hissnauer den Nachweis von sieben Töpferscheiben in Reihe erbracht hat.
Ebenso war die Arbeit des Forschers Adam Winter ein Thema, dessen Nachlass im Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern aufbewahrt wird und dessen Arbeit für die Rekonstruktion der Öfen in Südfrankreich herangezogen wurde.



Alles in Allem ein sehr anregender Austausch! Ein ganz herzlicher Dank geht an das Museum Narbo Via und an William Brocq für die Einladung, an die Kolleg:innen, die sich für die herzliche Betreuung vor Ort Zeit genommen haben und die unterstützenden Organisationen für die Finanzierung. Wir wünschen alles Gute für die weitere Entwicklung der Archäologie an diesem wunderschönen Fleckchen der Erde!