„Habt ihr schonmal einen Bronze-Spargel gesehen?“ – Diese Frage stellte sich am Museumsfest des Terra-Sigillata-Museums am 4. Mai 2025 des Öfteren. Tatsächlich was das beliebte Frühlingsgemüse einer der heimlichen Stars der Info-Stände, denn beim Bronzegießer wurde eine Rekonstruktion eines solchen römischen Objekts live vor Publikum aus flüssigem Metall gegossen.
Das Motto des Museumsfests war römisches Handwerk, und so zeigten fünf römisch gekleidete Darsteller an liebevoll und detailreich gestalteten Infoständen ihr Metier: Im Museum begeisterte Gisela Michel als Weberin von feinen Wirkereien das Publikum und hatte neben beeindruckenden selbst angefertigten Anschauungsstücken auch einen Webrahmen dabei, an dem sie die Herstellung der gewebten Bilder vorführte. Ein Stockwerk höher stelle Manuel Thomas als Knochenschnitzer das „Plastik der Antike“ vor, das die Besucher durch die unglaublich glatte Endbearbeitung in Staunen versetzte. Hinter dem Museum erwartete das Publikum ein bunter Reigen von Darstellern: Andreas Keiner präsentierte die römische Lederbearbeitung und die Arbeiten eines Täschners. Dabei kamen verschiedene rekonstruierte Werkzeuge zum Einsatz und die Kinder durften auch selbst einmal das Punzieren von Leder ausprobieren.
Der Bronzegießer Charly Burkhardt hatte einen umfangreichen Stand aufgebaut, an dem er seine Arbeit mit viel Passion zeigte. Er hatte eigens einen kleinen Ofen aus Lehm gebaut, in dem er mit Holzkohle so hohe Temperaturen erzeugte, dass die Bronze sich verflüssigte und in vorbereitete Formen gegossen werden konnte. Das Publikum erwartete jeden Guss mit Höchstspannung und wurde so auch Zeuge des Spargel-Experiments, zu dem wir noch einmal gesondert berichten werden.
Ebenfalls im Metallhandwerk bewegte sich Arno Himmighöfer, der nicht nur die Ausrüstung eines römischen Soldaten präsentierte, sondern auch mit Kindern extra vorbereitete Metalltafeln punzierte. Leider musste das Fest auf die ebenfalls angekündigte Korbflechterin verzichten, da diese bei der Anreise durch einen Motorschaden aufgehalten wurde.
Die Praxis-Aktionen der Darsteller wurden ergänzt um zwei sehr gut besuchte Aktionen der Museumspädagogen: Familie Rutz hatte eine Station zu Marmor-Mosaiken vorbereitet, die stets ausgebucht war. Archäologin Tiana Rutz gab dort eine Einführung zu dieser faszinierenden Technik, bevor im Anschluss alle Teilnehmenden ein eigenes Mosaik aus echten Marmor-Steinchen und nach römischem Vorbild anfertigen konnten. Nebenan wurde fleißig aufgefädelt: Sigrid Loos, Annemarie Faust, Andrea Abt und Gabriele Kolar betreuten die Aktion „Glasperlen-Armbänder selbst gemacht“, bei der auch die jüngsten Römer-Fans ihre Geschicklichkeit testen konnten. Insgesamt wurden 1 kg Glasperlen und über 7.000 Mosaik-Steinchen verarbeitet – eine beachtliche Leistung.
Eine eigens für das Fest gestaltete Rätsel-Rallye durch das Museum brachte die Teilnehmer ganz schön ins Grübeln: Aus welchem Material sind die Fäden der Weberei und in welches exotische Land wurden römische Glasgefäße exportiert? Die Rallye ließ in Verbindung mit den Darstellenden die vielen Dimensionen des Handwerks entdecken, aber auch viele Parallelen und technische Grundlagen moderner Handwerksberufe erkennen. Das fleißige Kassen-Team hatte alle Hände voll zu tun, um die richtigen Rallye-Antworten auszuwerten und kleine Geschenke an die Teilnehmenden zu verteilen.
Viel Aufregung und strahlende Kinderaugen gab es am Nachmittag beim Theaterstück der Römer-AG der Grundschule Rheinzabern. Seit Januar hatten die 12 Mädchen der Römer-AG einmal die Woche getextet, gebastelt und geprobt, um alles rechtzeitig fertig zu bekommen. So entstand unter Leitung von Barbara Thomas und mit Coaching von Sigrid Loos ein selbst konzipiertes und einstudiertes Theaterstück nach Vorbild des Kinderbuchs „Verfolgungsjagd in der Römerzeit“ von Fabian Lenk. Ein Raunen ging durch die Reihen, als die Diebe der Mutter das eben erst auf dem Markt verdiente Geld entrissen – und mit Spannung erwarteten die Zuschauenden, wie die Kids wohl die brenzlige Situation am Versteck der Diebe meistern würden. Das gut halbstündige Stück haben die jungen Theaterfans mit Bravour gemeistert und sich den kräftigen Applaus redlich verdient! Auch hier gibt es noch einen Extra-Beitrag zum Projekt.
Die Vielfalt der römischen Kleidung präsentierte im Anschluss Gisela Michel mit einer römischen Modenschau. Mit selbst angefertigten rekonstruierten Gewändern kleidete sie die Rheinzaberner Models ein, die in ihren Rollen als provinzialrömische Bevölkerung eine unglaublich gute Figur machten. Die römischen Wurzeln sind eben doch manchmal bemerkbar! Den krönenden Abschluss der Vorführung bildete die Präsentation der römischen Bürgertracht, der sehr aufwändig drapierten Toga, die von Frau Michel fachkundig vorgestellt wurde.
Auf dem Hof und im Museum zauberten die weiteren römisch gekleideten Akteure Anita und Ralph Lehr sowie Gabriele und Jürgen Kolar zusätzliche Glanzpunkte zur mediterranen Atmosphäre, die der Museumsverein mit seiner liebevollen Dekoration des Hofes geschaffen hatte. Olivenbäume wiegten ihre Zweige im Wind, während von der Gastronomie der Duft von leckeren Gerichten herüberwehte – da war auch das anfänglich unstete Wetter schnell vergessen.
Das Museums-Team bot wieder die beliebte lukanische Bratwurst an, die vom Burger-Hof Neupotz nach Museums-Rezept hergestellt wurde. Zusätzlich lockte ein vegetarischer Linsen-Eintopf, der mit besonderen Gewürzen wie langem Pfeffer abgeschmeckt und rasend schnell verkauft war. Wer wollte, konnte sich auch mit gekühlten Getränken oder Kaffee und leckerem selbstgebackenem Kuchen stärken. Ein Dank an dieser Stelle an unsere fleißigen Kuchenbäcker und -bäckerinnen, die uns hier so toll unterstützt haben! Das Gastro-Team unter Leitung von Gerhard Schumacher, Maria Geiger, Andrea Weigel, Gabi und Werner Hübler hat hier tolle Arbeit geleistet und die kulinarische Seite des Festes gestaltet. Danke an Alle, die uns an den Theken und im Hintergrund unterstützt haben! Nicht zu vergessen sind all die, die still im Hintergrund die kleineren und größeren Herausforderungen des Festes mit Elan, Kreativität und stetigem Einsatz gemeistert haben und für einen Reibungslosen Auf- wie Abbau gesorgt haben. Ein Extra-Danke geht an Bernd Weber, der für jedes Problem eine Lösung wusste und jederzeit zur Stelle war, wenn irgendwo was klemmte.
Unterstützung bei der Veranstaltung erhielt der Museumsverein nicht nur durch die lokalen Partner der Gastronomie, sondern auch durch ganz wunderbare Kooperationspartner. Darunter sind:
- Firma Freiraum Gartengestaltung Wörth (Ausleihe & Transport der schönen Olivenbäume)
- die Schnelleinsatzgruppe Verpflegung (SEG-V) des Katastrophenschutzes des Landkreises SÜW (Möglichkeit der Küchennutzung für die Zubereitung der Linsensuppe)
- Chawwerusch-Theater Herxheim (Ausleihe der schwarzen Theater-Rückwände)
- Hauke Lemberg (Ausleihe & Einrichtung Tontechnik)
- Firma Oftec, Hagenbach (Beschichtung der Metall-Halterungen für 2 Transportwagen für Bierzeltgarnituren)
- last but not least: Ortsgemeinde Rheinzabern (für so Vieles, unter anderem: Aufstellung der Bühne und der Ausleihe von Geschirr, Besteck und Gläsern, Stellen der Absperrung und co)
Die Veranstaltung war eingebunden in den Aktionstag „Radel ins Museum“ des Südpfalz-Tourismus e. V. Danke an dieser Stelle für die unkomplizierte Kooperation und die gute Bewerbung der Veranstaltungsreihe!
All dieser Einsatz wurde mit einem stetigem Zustrom von Gästen gewürdigt, sodass am Ende des Tages mehr als 1500 Besucherinnen und Besucher gezählt werden konnten. Eine rundum gelungene Veranstaltung, die große wie kleine Römer-Fans begeistert hat. Danke an alle, die dabei waren!
